Innovation und Fortschritt sorgen für dauernde Veränderung und auch das Gesundheitswesen und die Krankenhäuser befinden sich in einem stetigen Wandlungsprozess: Krankenhäuser schließen sich zu größeren Verbünden zusammen, Standorte werden geschlossen, zentrale Neubauten errichtet, und Behandlungsspektren zwischen benachbarten Häusern abgestimmt. Zudem verändert die Digitalisierung vieles. All das gehört seit vielen Jahren zum Alltag der Krankenhäuser in Baden-Württemberg.

Effiziente Versorgungsstruktur … aber die finanzielle Lage ist schwierig

Baden-Württemberg hatte im Jahr 2021 mit 488 Betten je 100.000 Einwohner die niedrigste Bettendichte im Bundesgebiet (Bundesdurchschnitt 2021: 581). Entspräche die Bettenausstattung im Südwesten dem Bundesdurchschnitt, müssten 10.000 zusätzliche Krankenhausbetten vorgehalten werden, das hieße 25 Krankenhäuser mit jeweils 400 Betten mehr.

Anzahl Betten 1) je 100.000 Einwohner (2020)
Anzahl Betten 1) je 100.000 Einwohner (2021)
Krankenhaus­kosten 2) je Jahr und Einwohner (2020)
Defizitäre Krankenhäuser 2) (2020)
Defizitäre Krankenhäuser 2) (2020)

1) Quelle: Statistisches Bundesamt

2) Quelle: Krankenhaus Rating, Report 2022, Augurzky, Boris (RWI) et. al., medhochzwei Verlag

Dies führt zu einer sehr effizienten Krankenhausversorgung: Nach dem Krankenhaus-Rating-Report 2022 betragen die Krankenhauskosten je Einwohner und Jahr nur 1.112 Euro in Baden-Württemberg und im Bundesdurchschnitt 1.255 Euro.

Die effiziente Krankenhausversorgung und die geringe Kostenbelastung der Krankenkassen spiegeln sich nicht in der Finanzlage der Kliniken wider: Aufgrund der gesetzlich festgelegten Rahmenbedingungen haben die baden-württembergischen Krankenhäuser bei der Defizitquote schon seit vielen Jahren im Bundesvergleich die „ rote Laterne“ (Krankenhaus-Rating-Report, Augurzky et. al.): 2014: 49,0 %, 2015: 40,2 %, 2016:38,5 %, 2017: 51,1 %, 2018: 44 %, 2019: 46 %. 2020 belief sich die Defizitquote auf 33% und Baden-Württemberg belegte ausnahmsweise nicht den letzten Platz, was ausschließlich auf die Coronahilfen den Landes zurückzuführen ist.

Die Krankenhäuser in Baden-Württemberg setzen sich aktiv für den Strukturwandel ein und stellen sich den oft sehr schwierigen Diskussionen vor Ort. Sie erwarten im Gegenzug, dass die Verantwortlichen in Bund und Land die gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen fair ausgestalten und so die wirtschaftlichen Grundlagen der Kliniken gesichert werden.

Strukturwandel in Baden-Württemberg

Der Strukturwandel in Baden-Württemberg steht schon seit vielen Jahren auf der Tagesordnung. Dies lässt sich beispielsweise an den Zahlen des Statistischen Landesamts ablesen. Es gibt immer weniger Krankenhäuser und immer weniger Betten in den Krankenhäusern.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Was ist Strukturwandel?

Eine Analyse der Krankenhauslandschaft in Baden-Württemberg zeigt über die reine Statistik hinaus weitere deutliche Veränderungen: So gab es in den vergangenen Jahren zahlreiche Zusammenschlüsse, bei denen ein Krankenhausträger die Krankenhäuser eines anderen Trägers übernommen hat. Es gibt auch einen fortgesetzten Trend zu Zentralisierung und Spezialisierung. Bei der Zentralisierung werden mehrere Krankenhausstandorte zusammengefasst, oft auch in einem Neubau. Die Folge hiervon ist häufig auch die Schließung von Standorten. Bei der Spezialisierung werden medizinische Schwerpunkte gebildet, die dann nur noch an ausgewählten Standorten verfügbar sind.

Im Bereich der Psychiatrischen Versorgung ist teilweise ein gegenläufiger Trend zu beobachten. Zwar gibt es auch hier einen Trend zur Spezialisierung in der stationären Versorgung. Gemäß dem Psychiatrieplan des Landes Baden-Württemberg soll die psychiatrische Versorgung der Bevölkerung aber möglichst gemeindenah erfolgen. In der Folge sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Angebote, wie beispielsweise Tageskliniken, in den Regionen entstanden.

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Zeitraum
2010-2015
2016-2020
ab 2021
Veränderungen
Standortreduzierungen
Schließung/Verlagerung Geburtshilfe
Medizinische Leistungsabstimmung
Modernisierung der Krankenhäuser
Veränderungen in der psychiatrischen Versorgung

Die Kartendarstellung zeigt die unterschiedlichen Facetten des Strukturwandels der Krankenhäuser in Baden-Württemberg:

  • Standortreduzierungen im Sinne einer Zentralisierungen der Krankenhausversorgung. Hier handelt es sich häufig um die Schließung kleinerer Krankenhäuser und den Neubau von Zentralkrankenhäusern.
  • Schließung/Verlagerung Geburtshilfe als Spezialfall der Zentralisierung.
  • Medizinische Leistungsabstimmung zur Setzung neuer medizinischer Schwerpunkte. Dies geschieht häufig in Absprache mit Kliniken, die vom gleichen Träger verantwortet werden.
  • Modernisierung der Krankenhäuser aufgrund baulicher Veränderungen an einem Standort.
  • Veränderungen in der psychiatrischen Versorgung bei der neben der Schwerpunktbildung ein starker Trend zur Dezentralisierung, eine wesentliche Rolle spielt. Hier wird die zunehmende gemeindenahe Versorgung der psychisch Erkrankten deutlich.

Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten

Wenn ein Krankenhaus schließt, brauchen die Menschen vor Ort die Sicherheit, dass sie auch in Zukunft medizinisch gut versorgt werden. Entscheidend sollte sein, was die Menschen vor Ort benötigen. Bei den Diskussionen vor Ort geht es häufig um (einige) der nachfolgenden Themen.

  • Hausärztliche Grundversorgung
  • Fachärztliche Versorgung (z.B. durch ein MVZ)
  • Ambulante Notfallversorgung (KV Notfallpraxis)
  • Notarztstandort
  • Belegklinik, Privatklinik
  • ambulante und/oder stationäre Rehabilitation, insbesondere Geriatrische Rehabilitation
  • Kurzzeitpflege
  • Langzeitpflege

Häufig werden Gesundheitszentren gebildet, in denen die vor Ort benötigten Strukturen angeboten werden.

Wie geht der Strukturwandel weiter?

Der Strukturwandel wird sich fortsetzen, das ist keine Frage. Wichtig ist dabei die medizinische Versorgung der Menschen vor Ort im Blick zu haben und regional zu denken. Zentralisierung einerseits und die Aufrechterhaltung einer flächendeckenden Versorgung andererseits müssen sorgsam gegeneinander abgewogen werden. Dabei können die verbesserten Möglichkeiten der digitalen Vernetzung einschließlich der Telematikinfrastruktur und deren Anwendungen helfen.

Um eine flächendeckende, sektorenübergreifende und patientenorientierte Versorgung mittel- und langfristig zu gewährleisten, müssen den Krankenhäusern mehr ambulante Versorgungs-möglichkeiten eingeräumt werden. Sie übernehmen schon heute viele Aufgaben in der ambulanten Versorgung, etwa in der Notfallversorgung. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren wohl weiter fortsetzen. Zudem entwickeln sich bislang stationäre Leistungen zu ambulanten Leistungen, die nicht von den Vertragsärzten erbracht werden können. Um diesen Wandel im Sinne der Patientinnen und Patienten gestalten zu können, benötigen die Krankenhäuser dringend mehr Handlungsspielraum in der ambulanten Behandlung sowie Vergütungsregeln, die den spezifischen Kostenstrukturen adäquat Rechnung tragen.

Über die zukünftige Krankenhausstruktur und die Gesundheitsversorgung insgesamt muss in einem genau definierten und demokratisch legitimierten Prozess entschieden werden. Hierzu sollte in einem geordneten Verfahren der Versorgungsbedarf in regionalen Strukturgesprächen ermittelt und dann in einer sektorenübergreifenden Planung durch das Land umgesetzt werden.

 

Weiterentwicklung dieser Internetseite

Die Internetseite der BWKG zum Krankenhausstrukturwandel wird kontinuierlich weiterentwickelt. Zum einen kommen immer wieder neue Projekte hinzu und zum anderen werden bestehende Projekte weiterentwickelt und aktualisiert. Aufgrund dieser Dynamik stellt insbesondere die Landkarte immer nur eine Momentaufnahme dar.